Privatabrechnungs-Check:
Finden Sie heraus, wie viel Honorar Sie verlieren
Gebührenordnung für Ärtze (GOÄ)

GOÄ 1120: Operation eines alten unvollkommenen Dammrisses - auch einschließlich Naht von Einrissen der Vulva und/oder Vagina -

17.12.2025
|
7
Minuten
Autor(en):
Niklas Tyler
Co-Founder | Doctario
Leander Löw
Co-Founder | Doctario
Samuel Pemsel
Co-Founder | Doctario

Zusammenfassung

Abschnitt:
H
  
Einfachsatz:
1
37.71
Regelhöchstsatz:
2.3
86.74
Höchstsatz:
3.5
131.99
Ausschlüsse:
GOÄ 1044, GOÄ 1121, GOÄ 1126, GOÄ 1128

GOÄ 1120: Die formale Definition

Die GOÄ-Ziffer 1120 beschreibt die "Operation eines alten unvollkommenen Dammrisses - auch einschließlich Naht von Einrissen der Vulva und/oder Vagina -". Diese Leistungsziffer ist im Abschnitt H (Gynäkologie, Geburtshilfe) der Gebührenordnung für Ärzte verortet, obwohl sie dort nicht explizit aufgeführt ist. Sie dient der Abrechnung eines spezifischen operativen Eingriffs zur Korrektur von chronischen, also nicht akuten, Verletzungen des Dammbereichs.

Die Leistungslegende lässt sich in ihre wesentlichen Bestandteile zerlegen:

  • Operation eines alten Dammrisses: Dies ist der Kern der Leistung. Der Begriff "alt" ist hier entscheidend und grenzt die Ziffer klar von der Versorgung frischer, geburtsbedingter Verletzungen (z.B. GOÄ 1044) ab. Es handelt sich um einen Zustand nach abgeschlossener primärer Wundheilung.
  • unvollkommenen: Dieser Zusatz definiert den Grad der Verletzung. Ein unvollkommener Dammriss betrifft Haut und Muskulatur des Dammes, jedoch nicht den Schließmuskel des Afters (M. sphincter ani). Dies ist die entscheidende Abgrenzung zur GOÄ 1121 (vollkommener Dammriss).
  • einschließlich Naht von Einrissen der Vulva und/oder Vagina: Die Legende stellt klar, dass kleinere, im selben Operationsgebiet liegende Einrisse der Vulva oder Vagina mitversorgt werden und deren Naht integraler Bestandteil der Leistung ist. Sie können nicht separat abgerechnet werden.

Eine Besonderheit dieser Ziffer, die in der Praxis unbedingt zu beachten ist, betrifft den Gebührenrahmen:

Für die GOÄ-Ziffer 1120 gilt bei allen Kostenträgern (Private Krankenversicherungen, Beihilfestellen) ausschließlich der 1-fache Gebührensatz. Eine Steigerung des Faktors ist bei dieser Leistung nicht möglich.

Diese Regelung macht die Ziffer 1120 zu einer sogenannten "Festgebühr" innerhalb der GOÄ, was eine absolute Ausnahme darstellt und bei der Rechnungsstellung zwingend berücksichtigt werden muss.

Die GOÄ 1120 im Praxisalltag: Anwendung und Fallstricke

Die theoretische Definition der GOÄ 1120 ist klar, doch die praktische Anwendung erfordert Sorgfalt, insbesondere bei der Abgrenzung zu anderen Leistungen und in der Dokumentation. Hier finden Sie praxiserprobte Hinweise für eine revisionssichere Abrechnung.

Typische Praxisbeispiele für die GOÄ 1120

In folgenden klinischen Szenarien kommt die Abrechnung der GOÄ 1120 häufig in Betracht:

  • Zustand nach Episiotomie oder Dammriss: Eine Patientin klagt Monate oder Jahre nach einer Geburt über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), ziehende Schmerzen oder ein Fremdkörpergefühl im Dammbereich. Die Untersuchung zeigt eine narbig verhärtete, schlecht verheilte oder eingezogene Dammnarbe. Die operative Korrektur mittels Exzision des Narbengewebes und anschließender plastischer Rekonstruktion wird nach GOÄ 1120 abgerechnet.
  • Klaffender Introitus und Beckenbodeninsuffizienz: Nach mehreren Spontangeburten leidet eine Patientin unter einem Gefühl der Weite, einem klaffenden Scheideneingang und rezidivierenden vaginalen Infektionen. Eine Dammplastik zur Raffung der Muskulatur und zur Wiederherstellung der anatomischen Verhältnisse fällt unter die GOÄ 1120.
  • Funktionelle oder ästhetische Korrektur: Eine Patientin wünscht die Korrektur einer als störend empfundenen Dammnarbe, die zwar keine medizinisch gravierenden Schmerzen verursacht, aber das körperliche Wohlbefinden beeinträchtigt. Auch hier ist die operative Korrektur des alten, unvollkommenen Dammrisses die Leistung der Wahl.

Häufige Fehler und wichtige Abgrenzungen

Die häufigsten Beanstandungen bei der GOÄ 1120 resultieren aus der Missachtung ihrer Besonderheiten. Vermeiden Sie diese Fallstricke:

  • Falscher Steigerungsfaktor: Der häufigste und gravierendste Fehler ist die Anwendung eines höheren Faktors als 1,0. Die GOÄ 1120 ist eine Festgebühr. Jede Steigerung, auch mit Begründung, wird von den Kostenträgern konsequent gekürzt.
  • Verwechslung mit frischen Verletzungen: Die Versorgung eines Dammrisses direkt nach der Geburt ist nach GOÄ 1044 (Naht eines frischen Dammrisses I. oder II. Grades) abzurechnen. Die GOÄ 1120 ist ausschließlich für sekundäre Korrekturen an "alten" Rissen vorgesehen.
  • Separate Abrechnung von Inklusivleistungen: Die Mitversorgung kleinerer Einrisse an Vulva oder Vagina ist explizit Teil der Leistung. Eine zusätzliche Abrechnung z. B. der GOÄ 1435 (Exzision einer kleinen Geschwulst an der Vulva) für die Narbenexzision ist nicht statthaft.

Steigerung, Kombinationen und Ausschlüsse

Steigerungsfähigkeit

Wie bereits mehrfach betont: Eine Steigerung des Gebührensatzes über den 1,0-fachen Satz hinaus ist bei der GOÄ 1120 nicht möglich. Dies ist eine verbindliche Vorgabe der Gebührenordnung, die keinen Auslegungsspielraum lässt.

Sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten

Die GOÄ 1120 kann und sollte je nach Behandlungsfall mit anderen Ziffern kombiniert werden:

  • Anästhesieleistungen: Je nach Umfang sind Lokalanästhesien (z.B. GOÄ 490, 491) oder Leitungsanästhesien (z.B. GOÄ 493, 494) neben der GOÄ 1120 berechnungsfähig.
  • Ambulante Operation: Wird der Eingriff ambulant durchgeführt, ist der Zuschlag nach GOÄ 443 (Zuschlag für die Anwendung eines Operationsmikroskops oder Lasers bei ambulanten Eingriffen, die mit Ziffern zwischen 1000 und 1199 bewertet sind) ein praxisbewährter Hinweis.
  • Beratungen und Untersuchungen: Vor- und nachbereitende Beratungen (GOÄ 1, 3) und Untersuchungen (GOÄ 7) sind selbstverständlich separat abrechenbar.
  • Histologische Untersuchung: Wird das exzidierte Narbengewebe zur pathologischen Untersuchung eingesandt, können die entsprechenden Ziffern aus dem Abschnitt O (z.B. GOÄ 4800 ff.) angesetzt werden.

Abrechnungsrelevanter Hinweis: Ausschlüsse beachten!
Die GOÄ 1120 ist nicht neben den Ziffern 1044 (Versorgung eines frischen Dammrisses), 1121 (Operation eines alten vollkommenen Dammrisses), 1126 (Operation einer einfachen Harnröhren-Scheidenfistel) und 1128 (Plastischer Ersatz der vorderen Scheidenwand...) abrechenbar. Diese Leistungen beschreiben entweder einen anderen Zeitpunkt (frisch vs. alt), einen anderen Schweregrad (unvollkommen vs. vollkommen) oder eine andere Lokalisation der Pathologie.

Tipp für die rechtssichere Dokumentation

Eine lückenlose Dokumentation ist der Schlüssel zur Vermeidung von Rückfragen. Sie sollte die medizinische Notwendigkeit und die korrekte Ziffernwahl untermauern.

Mini-Dokumentationsbeispiel:

"Datum: TT.MM.JJJJ
Anamnese: 35-j. Patientin, Zustand nach 2 Spontangeburten (letzte vor 3 Jahren), seitdem Dyspareunie und rezidivierende Kolpitis.
Befund: Inspektion zeigt derben, druckschmerzhaften Narbenstrang am Damm, klaffender Introitus. Sphinktertonus unauffällig.
Diagnose: Alter, unvollkommener Dammriss II. Grades.
Therapie: Dammplastik in Lokalanästhesie. Exzision des Narbengewebes, schichtweise Adaptation der Beckenbodenmuskulatur und Readaptation der Haut. Material zur Histo eingesandt.
Abrechnung: GOÄ 1120 (1,0x), GOÄ 491, GOÄ 4800."

Häufig gestellte Fragen

Warum ist die GOÄ 1120 eine Ausnahme und darf nicht über den 1,0-fachen Satz gesteigert werden?

Die GOÄ 1120 gehört zu den wenigen Leistungen in der Gebührenordnung für Ärzte, die als "Festgebühr" konzipiert sind. Das bedeutet, der Verordnungsgeber hat hier einen festen Betrag festgelegt, der nicht durch einen Steigerungsfaktor an den Aufwand des Einzelfalls angepasst werden kann. Die Begründung dafür ist historisch und liegt im Pauschalcharakter der Leistung. Es wird angenommen, dass der Aufwand für diese spezifische Operation im Durchschnitt immer ähnlich ist. Für die Praxis bedeutet das: Unabhängig von der Dauer oder Komplexität des Eingriffs ist immer der 1,0-fache Satz anzusetzen. Jeder Versuch einer Steigerung wird von Kostenträgern ausnahmslos auf den einfachen Satz gekürzt.

Was genau unterscheidet einen "alten" Dammriss (GOÄ 1120) von einem "frischen" (GOÄ 1044)?

Die Unterscheidung ist rein zeitlicher Natur und bezieht sich auf den Zustand des Gewebes. Ein "frischer" Dammriss nach GOÄ 1044 ist eine akute Verletzung, die typischerweise direkt im Anschluss an eine Geburt versorgt wird. Das Gewebe ist gut durchblutet, die Wundränder sind frisch und können primär adaptiert werden. Ein "alter" Dammriss nach GOÄ 1120 ist hingegen ein chronischer Zustand. Die primäre Wundheilung ist abgeschlossen, es hat sich Narbengewebe gebildet, das eventuell verhärtet, schmerzhaft oder funktionell störend ist. Die Operation erfordert hier oft eine Exzision des Narbengewebes und eine aufwändigere plastische Rekonstruktion des Gewebes.

Kann ich neben der GOÄ 1120 zusätzlich eine Naht an der Vagina abrechnen, wenn dort auch ein Einriss korrigiert wird?

Nein, das ist nach herrschender Kommentarlage und dem eindeutigen Wortlaut der Leistungslegende nicht möglich. Der Leistungstext der GOÄ 1120 lautet: "... auch einschließlich Naht von Einrissen der Vulva und/oder Vagina". Damit sind solche zusätzlichen Nähte explizit als integraler Bestandteil der Operation definiert. Eine separate Abrechnung, beispielsweise über die GOÄ 2007 (kleine Wundversorgung) oder ähnliche Ziffern, wäre eine unzulässige Doppelberechnung und würde von Kostenträgern mit hoher Wahrscheinlichkeit beanstandet und gestrichen.

Wie grenze ich die GOÄ 1120 (unvollkommener Dammriss) klar von der GOÄ 1121 (vollkommener Dammriss) ab?

Die Abgrenzung ist rein anatomisch und muss in der Operationsdokumentation eindeutig nachvollziehbar sein. Der entscheidende Unterschied ist die Beteiligung des äußeren Afterschließmuskels (Musculus sphincter ani externus).

  • GOÄ 1120 (unvollkommen): Haut und Muskulatur des Dammes sind betroffen, der Schließmuskel ist jedoch intakt. Dies entspricht einem Dammriss II. Grades.
  • GOÄ 1121 (vollkommen): Die Verletzung reicht tiefer und der Schließmuskel ist ebenfalls gerissen (Dammriss III. oder IV. Grades). Die operative Rekonstruktion des Schließmuskels ist ein wesentlicher und aufwändigerer Bestandteil des Eingriffs.
Eine präzise Dokumentation des intraoperativen Befunds, insbesondere zur Integrität des Sphinkters, ist für eine revisionssichere Abrechnung der korrekten Ziffer unerlässlich.

Disclaimer: Die auf dieser Seite bereitgestellten Informationen wurden mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Dennoch übernehmen wir keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Inhalte. Unsere Beiträge dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine Rechts-, Steuer- oder medizinische Beratung dar. Sie können eine individuelle Beratung durch qualifizierte Fachpersonen nicht ersetzen. Änderungen der gesetzlichen Grundlagen (z. B. der Gebührenordnung für Ärzte – GOÄ) können dazu führen, dass einzelne Angaben nicht mehr aktuell sind. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.